Privaten Krankenversicherungen laufen die Mitglieder davon

Privaten Krankenversicherungen laufen die Mitglieder davon

Die privaten Krankenversicherer verlieren Tausende Mitglieder. Vor allem hohe Beiträge und mangelnde Leistung drängen die Versicherten zum Wechsel.

Immer mehr Menschen verlassen die private Krankenversicherung. Nach neuesten Zahlen des PKV-Verbands wechselten im vergangenen Jahr 159.400 Menschen von einer privaten in eine gesetzliche Krankenversicherung. Das ist der höchste Wert in den vergangenen fünf Jahren. Im Jahr 2010 kamen noch rund 153.000 Menschen von der PKV in eine gesetzliche Kasse, 2009 waren es sogar nur 146.500.

Private Krankenversicherer: Privatpatienten suchen nach Alternativen

Damit bestätigen sich Äußerungen von Vertretern der gesetzlichen Krankenkassen, die im Januar von einer erhöhten Wechselbewegung aus der PKV gesprochen hatten. Die beiden größten Krankenkassen, die Techniker und die Barmer GEK, hatten Zahlen veröffentlicht, wonach 2011 mehr Privatversicherte zu ihnen kamen als noch 2010.

Unter dem Strich aber wechseln jedes Jahr nach wie vor mehr Menschen von einer gesetzlichen in eine private Krankenversicherung. Den PKV-Zahlen zufolge verließen vergangenes Jahr 235.700 Menschen ihre gesetzliche Kasse, um sich privat zu versichern. Im Ergebnis bekam die PKV dadurch 76.300 Mitglieder dazu – etwas mehr als noch 2010.

„Selbst nach Abzug aller Privatversicherten, die meist wegen zwingender Vorschriften in die Gesetzliche Krankenversicherung wechseln müssen, bleibt immer noch ein deutlicher Vorsprung zu Gunsten der PKV“, sagte Stefan Reker, Sprecher des PKV-Verbands „Welt Online“. Diese „Abstimmung mit den Füßen“ spreche eine deutliche Sprache.

Sein Kollege Florian Lanz vom Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen deutet die Zahlen anders: „Offensichtlich spricht es sich herum, dass die Gleichung ‚private Krankenversicherung ist gleich billiger und besser als die gesetzliche’ nicht stimmt.“

Kassen sollen Überschüsse an Versicherte auszahlen

Die Beitragsexplosionen bei der PKV und die Enttäuschungen der Privatversicherten über die Leistungen bei Billigtarifen seien die Gründe, weshalb immer mehr Menschen zur gesetzlichen Krankenversicherung wechselten. „Jeder Rückkehrer ist uns im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten willkommen“, sagte Lanz.

Der Wechsel zwischen den beiden Krankenversicherungssystemen ist praktisch unmöglich, es gibt in beide Richtungen zahlreiche gesetzliche Hürden. Zumindest in der Union wird inzwischen die Frage gestellt, ob die starren Grenzen zwischen den beiden Krankenversicherungssystemen noch zeitgemäß sind. „Es ist ziemlich offensichtlich, dass die private Krankenversicherung derzeit viele, teilweise existenzielle Probleme hat“, sagte der CDU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn „Welt Online“.

Dazu zählten stark steigende Beiträge, die immer mehr Privatversicherte überforderten sowie Probleme mit Billigtarifen als Lockangebote. Außerdem würden gelegentlich zu hohe Provisionen für Neukunden bezahlt. Spahn erwartet, dass es „in den nächsten Jahren zwangsläufig eine Konvergenz hin zu einer einheitlichen Grundversorgung geben“ werde. Entscheidend sei, dass weiter Wettbewerb zwischen einzelnen Kassen herrsche. „Wir wollen auf keinen Fall die Einheits-AOK für alle.“

Spahn wiederholte seine Forderung an gesetzliche Kassen, ihre Milliardenüberschüsse in Form von Prämien an ihre Mitglieder auszuschütten. Er drohte damit, die Kassen zur Veröffentlichung ihrer Bilanzen zu zwingen. Bisher sollen die Kassen ab 2014 verpflichtet sein, ihre Bilanzen offenzulegen. Dies könne vorgezogen werden.

 

Quelle: welt de

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